© Georg-Dahlhoff Fotografie

Die besten klimatischen Voraussetzungen für Spitzenweine.

 

Spitzenweine und beste Weine entstehen nicht durch Zufall und Glück, vielmehr spielt auch das Klima und die Wetterbedingungen eines jeweiligen Jahrgangs eine gehörige Rolle bei der Herstellung international gefeierter Spitzenweine.

Warme Tage, kühle Nächte
Die Fran­zo­sen sagen: Große Weine wach­sen an gro­ßen Flüs­sen. In Wirk­lich­keit brau­chen große Weine mehr als nahes Was­ser: warme Hänge, tro­ckene Böden und viel Licht. Die Rebe braucht vor allem Wärme und Licht. Licht för­dert die Assi­mi­la­tion der Blät­ter, Wärme beschleu­nigt den Vege­ta­ti­ons­zy­klus und damit die Trau­ben­reife. Die opti­male Tem­pe­ra­tur für das Wachs­tum der Rebe liegt, so haben Wis­sen­schaft­ler der For­schungs­an­stalt Gei­sen­heim ermit­telt, zwi­schen 25° und 28°C. Diese Vor­aus­set­zun­gen erfül­len die meis­ten Anbau­ge­biete nur wenige Wochen im Jahr. Des­halb sind große., beste Weine rar. Sie wach­sen nur in weni­gen, begüns­tig­ten Land­stri­chen oder in klei­nen ökolo­gi­schen Nischen. Oft ent­schei­det die Land­schafts­ge­stalt dar­über, inwie­weit diese Vor­aus­set­zun­gen erfüllt wer­den. Dabei kön­nen win­zige Details aus­schlag­ge­bend sein, ob ein guter oder ein gro­ßer Spitzenwein ent­ste­hen kann.

Die Höhen­lage
Die Höhe der Wein­berge beein­flußt maß­geb­lich die Tem­pe­ra­tur im Wein­berg. Mit zuneh­men­der Höhe sin­ken die Tem­pe­ra­tu­ren. Kon­kret: Pro 100 Meter Höhen­un­ter­schied neh­men sie um 0,6°C ab. In hei­ßen Anbau­zo­nen wie dem liba­ne­si­schen Bekaa-Tal ste­hen die Reben des­halb auf 1000 Meter Höhe. Die höchs­ten Wein­berge der spa­ni­schen Ribera del Duero zie­hen sich bis auf 800 Meter hin. Einige der bes­ten Weine Sizi­li­ens wach­sen in 600 Meter Höhe. Auch in Aus­tra­lien, Süd­afrika, Chile und Kali­for­nien zieht sich der Wein­bau zuneh­mend in hohe, küh­lere Lagen zurück. Im Gegen­satz dazu kommt es in vie­len euro­päi­schen Anbau­ge­bie­ten mit küh­lem, kon­ti­nen­ta­len Klima eher dar­auf an, jedes Grad Wärme aus­zu­nut­zen um beste Weine herzustellen. Dort befin­den sich die Wein­berge zwi­schen 50 und 450 Meter über dem Meeresspiegel.

Die Hang­lage
Der Hang ist die ideale Wein­berg­lage für die Erzeugung von Spitzenweinen. Die Böden sind in der Regel flach­grün­dig und karg. Die Sonne hat einen güns­ti­gen Ein­falls­win­kel. Außer­dem herrscht am Hang eine Ther­mik, die eine kon­ti­nu­ier­li­che Wär­me­zu­fuhr garan­tiert. Die kal­ten Luft­strö­mun­gen fal­len nachts von der Hang­höhe hinab ins Tal, wo sie tags­über wie­der erwärmt wer­den. Die sich mor­gens erwär­mende Tal­luft klet­tert dann die Hänge hin­auf. Die­ser Kreis­lauf ist vor allem für Weiß­weine wich­tig. Der Ries­ling im Elsaß, an Mosel und Rhein sowie in der Wachau braucht den Wech­sel zwi­schen Wärme tags­über und nächt­li­cher Kühle, um mög­lichst wenig Säure zu ver­lie­ren. In küh­len Anbau­zo­nen kann von den Kalt­luft­strö­mun­gen aber auch Gefahr aus­ge­hen. Nicht nur in Deutsch­land, Öster­reich und im Elsaß, son­dern auch in der Cham­pa­gne und teil­weise im Bur­gund wer­den die Kup­pen der Hügel mit Wald bepflanzt, um den Zustrom kal­ter Luft zu brem­sen und ein allzu star­kes Absin­ken der Most­ge­wichte zu verhindern.

Die Son­nen­ein­strah­lung
Die Hang­lage bie­tet noch andere Vor­teile – zumin­dest in den gemä­ßig­ten Zonen. Die Son­nen­ein­strah­lung ist dort wesent­lich grö­ßer als in Flach­la­gen, und jede Kalo­rie Wärme mehr kann von ent­schei­den­der Bedeu­tung für die Erzeugung bester Spitzenweine sein. Die maxi­male Wär­me­ab­gabe erfolgt bei einem Ein­strahl­win­kel von 90°. Die­ser Wert wird jedoch nur in weni­gen Steil­la­gen erreicht. Je mehr sich die Nei­gung des Hangs die­sem Wert nähert, desto mehr Sonne erhält er. Die Sonne erwärmt den Boden, und die Boden­wärme strahlt auf die Trau­ben ab – zumin­dest auf stei­ni­gen Böden.

Die Gewäs­ser­nähe
Die Nähe zu Flüs­sen, Seen oder Mee­ren ist für Reben vor allem des­halb wich­tig, weil die Was­ser­ober­flä­che das Licht reflek­tiert. Licht ist für die Pho­to­syn­these und damit für die Assi­mi­la­tion der Blät­ter immens wich­tig. Bei 20000 Lux erreicht sie ihren bes­ten Wir­kungs­grad. Diese Licht­menge ist auch bei leich­ter Bewöl­kung vor­han­den. Bei star­ker Bewöl­kung bleibt sie mehr oder min­der deut­lich unter die­sem Wert. In Anbau­ge­bie­ten mit küh­lem atlan­ti­schen oder kon­ti­nen­ta­len Klima ist die licht­bün­delnde Wir­kung der Gewäs­ser daher von gro­ßer Bedeu­tung – auch dann, wenn die Dis­tanz zwi­schen Gewäs­ser und Wein­berg meh­rere Kilo­me­ter beträgt. Lie­gen Wein­berg und Gewäs­ser unmit­tel­bar neben­ein­an­der, hat das Gewäs­ser außer­dem eine wär­me­spei­chernde Wir­kung – zumin­dest wäh­rend der war­men Jah­res­zeit. Das heißt: Das Was­ser strahlt abends und nachts, wenn die Luft abkühlt, Wärme direkt in die Wein­berge ab. Dafür besteht im Win­ter, wenn das Was­ser küh­ler ist als die Luft, in Fluß­nähe oft Frostgefahr.