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Der Weinberg und die Erziehung der Reben.

 

Das Menge-Güte-Gesetz besagt, daß die Qua­li­tät des Weins steigt, je weni­ger Reben am Reb­stock hän­gen. Nur so können beste Weine und Topweine überhaupt hergestellt werden. Wo die Natur nicht die Quan­ti­tät begrenzt, muss der Mensch dafür sorgen.Der Qua­li­täts­wein­bau basiert über­all auf der Welt auf mehr oder min­der stren­gen Ertrags­be­gren­zun­gen. Das heißt: Die Reben dür­fen ein bestimm­tes Quan­tum an Trau­ben pro Hektar Wein­berg nicht über­schrei­ten. Sonst läuft der Wein­bauer Gefahr, daß der Wein die Aner­ken­nung als Qua­li­täts­wein ver­liert und als Tafel­wein deklas­siert wird. Die Fest­le­gung der maxi­ma­len Erträge erfolgt durch die natio­na­len Wein­bau­be­hör­den. Ihre Höhe ist von Anbau­ge­biet zu Anbau­ge­biet ver­schie­den. Sie reicht von 35 Hek­to­li­tern in den Grand-Cru-Appellationen Bur­gunds bis zu 200 Hek­to­li­tern in den Bereg­nungs­ge­bie­ten Aus­tra­li­ens und Kali­for­ni­ens. Aller­dings han­delt es sich bei den Wei­nen, die dort erzeugt wer­den, nicht um Qua­li­täts­weine im euro­päi­schen Sinn. Selbst­ver­ständ­lich dür­fen die Höchs­ter­träge unter­schrit­ten wer­den. Doch ab einer bestimm­ten Grenze führt eine Ver­rin­ge­rung der Erträge nicht mehr zu einer ent­spre­chen­den Qualitätssteigerung.

Gerin­ger Extrakt
Das Menge-Güte-Gesetz beruht auf einem bio­lo­gi­schen Fak­tum: Eine Pflanze kann nur eine begrenzte Menge an Früch­ten zur Reife brin­gen. Je mehr Trau­ben am Reb­stock hän­gen, desto lang­sa­mer rei­fen sie. Ent­spre­chend groß ist in küh­len Anbau­ge­bie­ten die Gefahr, daß sie zum Lese­zeit­punkt nicht voll aus­ge­reift sind. In war­men Anbau­ge­bie­ten bil­den die Trau­ben zwar genü­gend Zucker, aber wenig andere Inhalts­stoffe. Die Extrakt­werte sind nied­rig, der Most ver­wäs­sert. Der Mehr­er­trag führt zu einem Ver­lust an Qua­li­tät, Kon­zen­tra­tion und Dichte. Da er auf­grund der grö­ße­ren Men­gen aber auch zu höhe­ren Ein­nah­men führt, neh­men viele Wein­bau­ern den Qua­li­täts­ver­lust in Kauf.

Das Alter der Reben
Auch das Alter der Reben beein­flußt stark die Pro­duk­ti­vi­tät. Ihre bes­ten Erträge geben sie zwi­schen dem zwölf­ten und 25. Lebens­jahr. Danach nimmt ihre Leis­tung kon­ti­nu­ier­lich ab. Die meis­ten Win­zer hacken ihre Reben des­halb nach 25 Jah­ren aus und erset­zen sie durch neue. Einige Winzer verwenden für Ihre Spitzenweine dage­gen nur Reben mit einem Alter von min­des­tens 40 Jah­ren, für Zweitweine sol­che von min­des­tens 25 Jah­ren: Je gerin­ger die alters­be­dingte Eigen­pro­duk­ti­vi­tät, desto bes­ser die Qua­li­tät der Trau­ben.

Gezielte Ertrags­be­gren­zung
Die meis­ten Pflan­zen – auch die Rebe – nei­gen zu einer star­ken Frucht­bil­dung, sofern Klima und Boden es zulas­sen. Es liegt also weit­ge­hend in der Hand des Wein­bau­ern, die natür­li­che Pro­duk­ti­vi­tät der Rebe zu begren­zen. Dies kann durch meh­rere Maß­nah­men geschehen:

a. Der Som­mer­schnitt
Bei allzu vol­lem Behang hat der Wein­bauer die Mög­lich­keit, im Juli oder August noch ein­mal durch den Wein­berg zu gehen und einen Teil der noch grü­nen Trau­ben zu ent­fer­nen. Wenn Krank­hei­ten, Hagel, Frost und Blü­te­schä­den den Behang schon redu­ziert haben, kann er aller­dings auf den Som­mer­schnitt verzichten.

b. Natür­li­che Ertragsbegrenzung
Die Höhe der Erträge hängt aber auch von zahl­rei­chen natür­li­chen Fak­to­ren ab. Auf tro­cke­nen, stei­ni­gen Böden („war­men“ Böden) kön­nen die Reben keine Mas­sen­er­träge pro­du­zie­ren. Auf feuch­ten, stick­stoff­rei­chen Böden („kal­ten“ Böden) tra­gen sie umso mehr. Auch das Klima spielt eine große Rolle. Ein küh­les, feuch­tes Früh­jahr kann dazu füh­ren, daß nicht alle Blü­ten befruch­tet wer­den. Die Traube ver­rie­selt. Spät­fröste im Mai kön­nen die Blüte sogar ganz zer­stö­ren. Eine große Gefahr stel­len auch Reb­krank­hei­ten dar. Sie dezi­mie­ren die Erträge bis­wei­len dras­tisch. Im Som­mer bedroht Hagel die Reben. Die Eig­nung eines Gebie­tes zum Qualitätswein- Anbau hängt daher stark von den natür­li­chen Fak­to­ren ab.

c. Die Wahl des rich­ti­gen Erziehungssystems
Das Erzie­hungs­sys­tem hat einen gro­ßen Ein­fluß auf die Pro­duk­ti­vi­tät der Rebe. So begrenzt die Ein-Bogen-Erziehung den Frucht­an­satz stär­ker als die Zwei- Bogen-Erziehung, und die Pergola-Erziehung eröff­net dem Reb­stock ein üppi­ge­res Wachs­tum als eine Drahtrahmen-Erziehung.

d. Die Besto­ckungs­dichte
Die Besto­ckungs­dichte hat eben­falls einen Ein­fluß auf die Erträge. Wenn mehr Reb­stö­cke auf einer bestimm­ten Reb­flä­che gepflanzt sind, trägt jeder ein­zelne Reb­stock ent­spre­chend weni­ger Trau­ben. Zu groß ist die Nah­rungs­kon­kur­renz untereinander.

e. Die Wahl des rich­ti­gen Rebklons
Die Reb­schu­len züch­ten von jeder Reb­sorte zahl­rei­che Klone. Sie unter­schei­den sich in genau fest­ge­leg­ten Merk­ma­len von­ein­an­der. So gibt es von der­sel­ben Sorte zum Bei­spiel Klone, die auf üppi­gen Frucht­an­satz hin selek­tiert sind. Das heißt: Sie bil­den viele Trau­ben mit vie­len Bee­ren. Umge­kehrt exis­tie­ren Klone, die einen locke­ren Frucht­an­satz mit weni­gen Bee­ren aufweisen.

f. Der Win­ter­schnitt
Wäh­rend der Win­ter­ruhe wer­den die Reben beschnit­ten. Dabei wird der größte Teil des alten Hol­zes ent­fernt. Je weni­ger Frucht­ru­ten (eine oder zwei) mit umso weni­ger Augen (sechs bis zwan­zig) ste­hen­ge­las­sen wer­den, desto gerin­ger ist der Frucht­an­satz im Frühjahr. Das Alter der Reben Auch das Alter der Reben beein­flußt stark die Pro­duk­ti­vi­tät. Ihre bes­ten Erträge geben sie zwi­schen dem zwölf­ten und 25. Lebens­jahr. Danach nimmt ihre Leis­tung kon­ti­nu­ier­lich ab. Die meis­ten Win­zer hacken ihre Reben des­halb nach 25 Jah­ren aus und erset­zen sie durch neue. Große Winzer verwenden für die Erzeugung Ihrer Spitzenweine Rebstöcke mit einem Alter von 40 Jah­ren, für die Zweitweine oftmals  sol­che von min­des­tens 25 Jah­ren: Je gerin­ger die alters­be­dingte Eigen­pro­duk­ti­vi­tät, desto bes­ser die Qua­li­tät der Trau­ben.