© Sir Kristian Goldmund Aumann

Beste Trauben für beste Weine.

 

Ob Spitzenweine oder Basisweine, eines haben beide gemeinsam: Sie bestehen beide aus Trauben und Beeren. Aber damit hat es sich auch schon was die Gemeinsamkeiten angeht. Spitzenweine und beste Weine werden sowohl im Weinberg als auch im Keller gemacht!

Woher kommt der Geschmack?
Eine Beere besteht zu 90 Pro­zent aus Was­ser. Die rest­li­chen zehn Pro­zent bewir­ken, daß ein edles Getränk aus ihr wird. Die Traube ist die Frucht der Wein­rebe. Über sie ist wenig zu berich­ten. An ihrem Sti­el­ge­rüst (auch Kamm oder Rap­pen genannt) sit­zen im Herbst 80 bis 150 Bee­ren, ent­spre­chend der Größe der Traube. Diese vari­iert von Sorte zu Sorte. Ries­ling und Pinot Noir haben beispielsweise sehr kleine, kom­pakte Trau­ben. Die Traubenzahl kann variieren zwischen 50 und bis zu 150 Trauben pro Rebe.

Wein­be­rei­tung ohne Stiele
Der Wein­bauer ern­tet Trau­ben, braucht aber nur deren Bee­ren. Rote Trau­ben wer­den, kaum daß die Trau­ben am Wein­gut ange­kom­men sind, sofort ent­rappt. Das heißt: Die Bee­ren wer­den vom Sti­el­ge­rüst getrennt. Das Sti­el­ge­rüst selbst wird – von weni­gen Aus­nah­men abge­se­hen – zur Wein­er­zeu­gung nicht benö­tigt. Es ent­hält hart und unreif schme­ckende Tan­nine. Weiße Trau­ben wer­den meist mit den Stie­len abge­preßt, der ablau­fende Most aber ohne sie vergoren.

Weiß­wein aus roten Beeren
Art und Qua­li­tät des Weins hän­gen von der Beschaf­fen­heit der Bee­ren ab. Ihr Frucht­fleisch ent­hält den zucker­rei­chen Most, der ver­go­ren wird. Der Saft hat eine grau­grüne Farbe, gleich, ob es sich um weiße oder rote Bee­ren han­delt. Rot wird ein Wein nur dadurch, dass die Scha­len mit­ver­go­ren wer­den. Sie ent­hal­ten die Farb­pig­mente. Wer den Saft roter Bee­ren ohne die Scha­len ver­gärt, erhält Weiß­wein. Das geschieht z.B. in der Cham­pa­gner­pro­duk­tion. Zwei der Trau­ben, aus denen die­ser Schaum­wein tra­di­tio­nell her­ge­stellt wird (Pinot Noir, Pinot Meu­nier), tra­gen rote Bee­ren. Sie wer­den zu Weiß­wein verarbeitet.

Die Qua­li­tät steckt in der Schale
Wich­ti­ger als die Größe der Trau­ben ist die Größe der Bee­ren. Wein­trau­ben, die als Tafel­obst die­nen, haben dicke, runde Bee­ren, die bis zu 15 Gramm wie­gen und viel Saft ent­hal­ten. So schme­cken sie dem, der sie ißt, am bes­ten. Einige Trau­ben, die für die Wein­be­rei­tung benutzt wer­den, haben eben­falls rela­tiv dicke Bee­ren. Ent­spre­chend groß ist die Most­aus­beute, wenn sie abge­preßt wer­den. Dar­über freuen sich vor allem die Mas­sen­wein­win­zer. Alle höher­wer­ti­gen Reb­sor­ten haben dage­gen kleine Bee­ren, die nur ein bis zwei Gramm wie­gen. Die Most­aus­beute ist gering, die Inhalts­stoffe sind ent­spre­chend kon­zen­triert. Vor allem haben viele die­ser Bee­ren eine dicke Schale. Sie ent­hält jene Stoffe, die die Qua­li­tät des Weins aus­ma­chen – vom Zucker ein­mal abge­se­hen – die Phenole.

Auf die Phe­nole kommt es an
Die Schale ent­hält den größ­ten Teil der Phe­nole. Phe­nole umfas­sen die Farb­pig­mente, die Tan­nine und einen Teil der Geschmacks­stoffe. Des­halb lau­tet der Sam­mel­be­griff Poly­phe­nole. Poly­phe­nole sind Sauerstoff-Wasserstoff-Moleküle, die poly­me­ri­sie­ren und immer neue Ver­bin­dun­gen ein­ge­hen. Im Saft einer Wein­beere fin­den sich unzäh­lige Phe­nol­ver­bin­dun­gen. Grund­sätz­lich wei­sen rote Bee­ren einen grö­ße­ren Anteil an Phe­no­len auf als weiße. Beson­ders Rot­wein­win­zer bemü­hen sich, Trau­ben mit mög­lichst hohem Phe­nol­ge­halt zu erzeu­gen, um farb- und geschmacks­in­ten­sive, gerb­stoff­rei­che Weine zu erhal­ten. Ein großer Anteil an Phe­no­len befin­det sich in den Trau­ben­ker­nen. Deren Phe­nole sind jedoch wenig erwünscht. Die für den Rot­wein feins­ten Phe­nole sit­zen in der Schale der Beere.

Die Ant­hocyane
Die blauen Farb­pig­mente der Beere wer­den Ant­hocyane genannt. Sie sit­zen fast aus­schließ­lich in der Schale und sind vor allem in Alko­hol, etwas schwe­rer auch in Was­ser lös­lich. Des­halb genügt es, daß Rot­wein­most vor der Gärung, wenn der Zucker noch nicht in Alko­hol trans­for­miert wor­den ist, einige Stun­den Kon­takt mit den Scha­len hat, um die hell­rote Tönung für Roséweine her­vor­zu­ru­fen. Die Schale wei­ßer Bee­ren ent­hält keine Ant­hocyane, dafür Fla­vone, die gelbe Pig­mente ent­hal­ten. Weiß­weine, die ein paar Stun­den Scha­len­kon­takt gehabt haben, ten­die­ren daher farb­lich ins Zitronen- oder Goldgelb.

Die Tan­nine
Tan­nin (oder Gerb­stoff) ist eine geruch­lose phe­no­li­sche Ver­bin­dung, die leicht bit­ter schmeckt und die Zunge zusam­men­zieht (adstrin­gie­ren­der Geschmack). Es sitzt in der Schale, aber auch in den Trau­ben­ker­nen und in den Käm­men. In Weiß­wei­nen ist Tan­nin uner­wünscht und nur in unbe­deu­ten­den Men­gen ent­hal­ten. In Rot­wei­nen ist Tan­nin dage­gen ein erwünsch­tes Ele­ment, weil es dem Wein Kom­ple­xi­tät gibt und ihn alters­be­stän­dig macht. Es bin­det den Sau­er­stoff, der in die Fla­sche dringt, so daß die­ser den Wein nicht so schnell ver­der­ben kann.

Die Geschmacks­stoffe
Es gibt flüch­tige und nicht­flüch­tige Geschmacks­stoffe. Zu den flüch­ti­gen, also duf­ten­den, gehö­ren zum Bei­spiel Meth­oxy­py­ra­zin, das für den krau­tig­pfeff­ri­gen Duft des Caber­net Sau­vi­gnon ver­ant­wort­lich ist, Nerol für den blumig-muskatartigen Duft des Ries­ling, Mega­s­tig­ma­tri­enon für den Tabak- und Leder­ge­schmack eines Bru­n­ello di Mon­tal­cino. Die nicht­flüch­ti­gen geben dem Wein sei­nen Geschmack. Einige die­ser Geschmacks­stoffe sind zum Bei­spiel an Zucker­mo­le­küle gebun­den und ent­wi­ckeln sich erst mit zuneh­men­der Alte­rung des Weins.